Als globale Pandemie betrifft Covid-19 Länder weltweit - Eine authentische Stimme aus Guatemala / Juni 2020
Liebe Freundinnen und Freunde
am 3. Juni 2020 meldet Guatemala 5.586 bestätigte Fälle, 123 Menschen sind gestorben. Die Ansteckungskurve nimmt täglich zu und der Höhepunkt der Kurve wird in den nächsten 4 bis 6 Wochen erwartet. Kürzlich wurde eine nationale Kommission gegen Covid-19 gebildet, die sich aus dem Gesundheitsministerium und Dr. Edwin Asturias, guatemaltekischer Arzt, derzeit Professor für Pädiatrie und Epidemiologie an der Medizinischen Fakultät der Universität von Colorado, zusammensetzt. Er erhielt von der Universität von Colorado, USA, die Erlaubnis, die Koordination des Kampfes gegen das SARS-CoV-Virus in Guatemala zu übernehmen. Die Bevölkerung wird gebeten, die Regeln des Präsidenten einzuhalten. Die Ausgangssperre wurde von 6 Uhr nachmittags bis 5 Uhr morgens am folgenden Tag festgelegt, mit der Abweichung, dass sie für die gesamte Woche einschließlich Samstag und Sonntag gilt. Der regionsübergreifende Verkehr bleibt eingeschränkt.
In den vergangenen Tagen bildete sich zu allem Übel noch eine tropische Depression im Pazifischen Ozean, die später zum Tropensturm Amanda wurde und das gesamte Gebiet Guatemalas von den Küsten Monterricos bis zu den Küsten Yucatans im Golf von Mexiko durchquerte. Das Gebiet, das in Guatemala betroffen war, war durch starke Regenfälle und Überflutungen gekennzeichnet, die einige Tote und viele Schäden in der Landwirtschaft, auf Straßen und in Häusern hinterließen.
16. Juni - Die Situation wird von Tag zu Tag unsicherer, die Zahl der Fälle von Ansteckung
und Todesfällen nimmt zu und Krankenhäuser haben ihre begrenzten Kapazitäten erreicht. Ärzte und anderes
Gesundheitspersonal fordern Tag für Tag von der Regierung, den Schaden einzudämmen und zu verringern, aber ihre
politischen Prioritäten, vor allem die Korruption, führen nicht dazu, die Bedürfnisse der Menschen zu
befriedigen.
Letzten Sonntag sind wir mit Estuardo zur Bambusfarm gefahren und es ist sehr traurig, so viele Menschen mit weißen
Fahnen (Anm. Übersetzung: Zeichen für Nahrungsmittelmangel – Siehe Foto) auf der Straße zu sehen.
18. Juni - Es ist schrecklich, was nun bereits in unserer Nähe in Sololá passiert und wie
es immer schlimmer wird. Heute gibt es eine Demonstration einer rechtsradikalen Gruppe, die gegen die
Beschränkungen der Regierung zur Eindämmung der Ansteckung protestiert. Diese Demonstration findet in der
Hauptstadt statt und sie werden mit Autos zum Central Plaza marschieren.
Diese Woche wurde eine neue
Beschränkung für das Departement Guatemala Stadt und andere mit der höchsten Anzahl von Ansteckungsfällen
angeordnet. An einem Tag dürfen nur Fahrzeuge mit gerader Zahl auf dem Nummernschild, am nächsten Tag mit
ungerader Zahl am Straßenverkehr teilnehmen. Wenn dies in Guatemala-Stadt geschieht, rebellieren die
Stadtbewohner und die Dorfbewohner gleichermaßen gegen die Vorschriften. Das Land befindet sich in einer Phase
großer sozialer Konfrontation.
Der Korruptionspakt, der in der vergangenen Regierung geschlossen wurde, übt viel Druck aus, um einer
rechtlichen Verfolgung zu entgehen. Der Kongress der Republik muss einen neuen Obersten Gerichtshof wählen, und
es gibt viele Interessen wirtschaftlicher, politischer, militärischer Natur und der Drogenkatelle, die die
Bedürfnisse der allgemeinen Bevölkerung ignorieren.
Guatemala weiß also nicht, ob das größere Übel das
SARS-COV2-Virus ist oder die fest verwurzelte Korruption, aber ohne Zweifel ist alles, was wir erleiden, ein
Produkt der Militärregierung, die begonnen hat, als sie sich in die Verwaltung von Wirtschaft, Politik und
Justiz eingeflochten hat, nachdem der sogenannte "Frieden" unterschrieben wurde.
Luis Alberto Palacios
Liebe Freunde von Guatemala, es ist richtig: Covid–19 betrifft alle Länder weltweit. Gleichzeitig bringt das Virus für jedes Land sehr spezifische Auswirkungen mit sich. Mit regelmäßigen Berichten von unseren Freunden, Projektpartnern und Architekten, Luis und Estuardo Palacios, wollen wir die Pandemie aus der Perspektive Guatemalas sichtbar machen. Der Bericht zeigt, trotz gemeinsamer Krise bestehen Disparitäten weiter: Während sich viele Deutsche auf ein sehr gutes Gesundheitssystem verlassen können, wissen die Guatemalteken, dass es für sie vermutlich keine intensivmedizinische Betreuung geben wird. Viele Deutsche können auf die staatliche Unterstützung bauen, während viele Guatemalteken die Pandemie mit kaum vorhandenen eigenen Ressourcen überstehen müssen. Eine Hungersnot kündigt sich an.
Die drei Vereine Freundeskreis Guatemala e.V., OYAK e.V. und Esperanza e.V. unterstützen die Menschen in der Region Sololá mit Hygieneartikeln und Nahrungsmittelhilfe - schnell und unkompliziert.
Zeig dich solidarisch in Pandemiezeiten
Spendenkonto Freundeskreis Guatemala e.V.
Sparkasse Münsterland-Ost
IBAN: DE69 4005 0150 0060 0421 08
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