Erfahrungsbericht über den Freiwilligeneinsatz 2024
Mein Name ist Elisabeth Evers und gemeinsam mit drei weiteren Freiwilligen hatte ich 2024 das Glück, im Projektdorf Los Yaxón Neboyá in der Region Sololá den Bau der Vor- und Grundschule zu unterstützen und die guatemaltekische Kultur intensiv kennenzulernen. Gerne möchte ich Ihnen und Euch einige besondere Erlebnisse aus der Zeit in Guatemala näherbringen, die mich geprägt haben und mich besonders bewegen.
Mit dem Amtsantritt von Bernardo Arévalo im Januar 2024 keimte bei der indigenen Gemeinschaft Hoffnung auf, da sich Arévalo für die Bekämpfung der Korruption und wirtschaftlicher Ungleichheit einsetzt. Bis heute sind viele indigene Gruppen von Armut betroffen und haben nur einen eingeschränkten Zugang zu Bildung und der Gesundheitsversorgung sowie geringere wirtschaftliche Chancen. Gemeinsam mit unseren Architekten Luis und Estuardo Palacios, den einheimischen Bauarbeitenden und Unterstützenden aus Deutschland können wir mit unseren Schulbauprojekten einen kleinen Beitrag leisten, dass Kinder in ländlichen Gegenden der Region Sololá durch Bildung neue Hoffnung schöpfen können.
Wenn ich auf das Jahr 2024 zurückblicke, erfüllt mich eine große Dankbarkeit. Während Guatemala für mich noch zu Beginn 2024 ein sehr unbekanntes Land war, entwickelte es sich zu einem Ort, mit dem ich inzwischen viele Emotionen und Erinnerungen verbinde. Für drei Monate durfte ich das Land kennen- und lieben lernen und werde mich immer gerne an diese Zeit zurückerinnern. Nach der Ankunft im Projektdorf stellte uns unser Architekt Estuardo unsere Projektschule und unsere Gastfamilie vor. Von unserer Gastmutter, unserem Gastvater, unserer Gasttante sowie unseren beiden Gastbrüdern wurden wir ab dem ersten Tag mit offenen Armen empfangen und schlossen sie mit ihrer uns entgegengebrachten liebevollen Art direkt in unser Herz. Tortilla-Workshops, Tagesfahrten in umliegende Orte, gemeinsame Mahlzeiten und das Mitfiebern bei der Copa Americá im Fußball prägten unsere Zeit in Guatemala. Täglich durften wir am sehr angenehmen Familienleben teilhaben. Zusammenhalt und Familie – ein Gefühl, welches viele von uns besonders zur Weihnachtszeit sehr schätzen.
Unser Projektdorf in Los Yaxón Neboyá wurde 2024 bereits zum zweiten Mal erweitert. Im Jahr 2005 konnte das Hauptgebäude der Vor- und Grundschule durch die finanzielle Unterstützung der drei Vereine (Oyak e.V., Esperanza e.V. und Freundeskreis Guatemala e.V.) fertiggestellt und 2021 erweitert werden. Da die Gemeinde Los Yaxón Neboyá stetig wächst, stand eine erneute Erweiterung in Bambusbauweise an, um weiteren Kindern einen Zugang zu Bildung zu ermöglichen. Gregorio, der Schulleiter an unserer Schule in Los Yaxón Neboyá, drückt seine Dankbarkeit zum Projekt wie folgt aus: "Die Unterstützung der Vereine aus Deutschland ist für uns von fundamentaler Bedeutung, da die Regierung unseres Landes nicht zur Entwicklung der Schulbildung beiträgt. Dank der Unterstützung der drei Vereine aus Deutschland können Gemeinden und Kinder im Land viele Träume wahr werden lassen. Über die Errichtung der Klassenzimmer in Los Yaxón Neboyá bin ich sehr dankbar. Vor der Errichtung des ersten Schulgebäudes wurden die Kinder in einer Blechhütte unterrichtet und saßen auf Steinen. Dank der Vereine aus Deutschland, des Architekten Luis Palacios und vieler Hände vor Ort dürfen die Kinder in der Gemeinde heute eine würdige Ausbildung genießen. Ich freue mich, die glücklichen Kinder zu sehen und bin mit der Entwicklung sehr zufrieden.“
In Los Yaxón Neboyá handelt es sich um ein kleines Projekt mit zwei Klassenzimmern, sodass wir jeden Tag einen Fortschritt sehen konnten. In den ersten Wochen lernten wir den Betonbau genauer kennen und unterstützten bei der Erstellung der Stahlbetonstützen, der Unterzüge sowie der Decke des Erdgeschosses. Unsere Aufgaben lagen vor allem darin, den Stahl passend zuzuschneiden, zu biegen, miteinander zu verknoten und im Anschluss zu etonieren. Besonders prägend war in dieser Phase die Deckenbetonage, bei der getreu dem Motto „Viele Hände – schnelles Ende“ viele Personen aus der Dorfgemeinschaft zusammenkamen, um gemeinsam Beton zu mischen, in Eimer zu füllen, über eine Eimerkette in das erste Obergeschoss zu transportieren und dort zu verteilen, um möglichst zügig die gesamte Deckenkonstruktion zu befüllen und zu verdichten. Anschließend gab es ein großes gemeinsames Mittagessen als Anerkennung für die wichtige Arbeit. Wenige Tage nach der Betonage starteten die Bambusarbeiten.
Während Lehm und Bambus für uns in Deutschland eher unbekannte Baustoffe sind, konnten wir durch unsere guatemaltekischen Arbeitskollegen den Umgang mit Bambus und den zugehörigen Maschinen erlernen und unseren Blick auf diese Baustoffe erweitern. Der Bambusbau selbst erfordert viel Fingerspitzengefühl, Sorgfalt und Geduld. Es war beeindruckend zu sehen, wie die Baustelle Stück für Stück wuchs und Gestalt annahm. Neben der Baustelle lernten wir von unseren Architekten Luis und Estuardo einige künftige und vergangene Projekte in der Region Sololá kennen. Unter anderem besuchten wir ein Schulprojekt in Chuicacaste, welches seit September 2024 realisiert wird. Leider reichen die Klassenräume für die wachsende Gemeinde nicht mehr aus, dazu sind die Deckenkonstruktionen undicht.
Solche Besuche öffneten uns einmal mehr die Augen für die Lebensrealität vieler Gemeinden, Lehrer, Schüler und Eltern in Guatemala und zeigten uns, wie bedeutsam unsere Vereinsarbeit und wie wichtig die Unterstützung durch Sie und Euch ist.
Zudem besuchten wir das Projekt in Monte Mercedes, bei dem die Freiwilligen 2023 tatkräftig unterstützt haben. Was diesen Besuch für mich zu einem sehr besonderen und prägenden Erlebnis gemacht hat, war die Begegnung mit den Vorschulkindern dort, die sich zum Ende unseres Besuchs ein gemeinsames Tanzen mit uns wünschten. Das Strahlen, das im Anschluss ihre Gesichter erhellte, zeigte eine so große Dankbarkeit und Freude, dass es mich direkt tief im Herzen berührte. Die Erinnerung daran sorgt bei mir bis heute für Gänsehaut.
Es sind die vielen kleinen Momente, die meine Zeit in Guatemala so wertvoll gemacht haben. Begegnungen mit Einheimischen, die voller Dankbarkeit von ihrem eigenen Schulbesuch in realisierten Einrichtungen unserer Vereine erzählten. Begegnungen mit Kindern, die sich riesig über kleine Gespräche freuten und sich mehrfach für die Arbeit und Unterstützung bedankten. Der Zusammenhalt der Dorfgemeinschaft, der deutlich wurde, wenn viele starke Hände für große Arbeiten wie beispielsweise die Deckenbetonage benötigt wurden. Die Zusammenarbeit mit lokalen Handwerkern, die uns vollumfänglich auf der Baustelle integrierten, uns viel zeigten und ausprobieren ließen sowie, nicht zu vergessen, das herzliche Auftreten der Familien und der Dorfgemeinschaft vor Ort, die uns einen tiefen Einblick in ihre Kultur und ihr tägliches Leben ermöglichten. Der Zusammenhalt und die Freundlichkeit der guatemaltekischen Gemeinschaft haben für uns diese Monate zu einer unvergesslichen Zeit werden lassen. Eine Zeit, die uns lehrt, wie wichtig Liebe und Dankbarkeit sind – nicht nur jetzt kurz nach Weihnachten, sondern über das ganze Jahr hinweg.
2024 war für mich ein wunderschönes, prägendes Jahr, welches ich mit einem Lächeln in Erinnerung behalten werde. Besonders zu dieser festlichen Zeit denke ich viel an unsere Freunde in Guatemala, die zu dieser wertvollen Zeit beigetragen haben. An die Menschen, die mich geprägt, mir eine neue Sicht auf das Leben gegeben und uns viel Vertrauen geschenkt haben. Menschen, die mir gezeigt haben, dass Vieles nicht selbstverständlich ist. Menschen, die mir eine große Dankbarkeit entgegengebracht haben. Dank Ihrer und Eurer Unterstützung können wir das ganze Jahr über Freude und Hoffnung teilen.